www.pebe-spielzeug.de
Die Internetpräsenz
der ehemaligen Firma PEBE-Spielzeug
die Ende der 1940er Jahre in Osterhofen
mit bis zu 40 freischaffenden Mitarbeitern
ihre Produktion hatte
1945
Deutschland liegt in Trümmern. Man ist auf der Flucht von Ost nach West
oder wurde schon vorher evakuiert. Viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren, Kinder ihre Eltern oder "nur" ihre
Spielsachen. Jetzt ist das Wichtigste: Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf. Jeder packt mit an. So geht es langsam
wieder bergauf. Schon können Eltern auch mal wieder daran denken, ihren Kindern erste Spielsachen zu schenken. Doch viele
Spielwarenfabriken haben ihre Produktion noch nicht wieder aufgenommen.
1946
Den 51-jährigen Hamburger Kaufmann Paul Behrmann verschlägt es
nach der Kriegsgefangenschaft nach Osterhofen in Niederbayern. Es gibt ein Wiedersehen mit der Familie,
die sich - aus verschiedenen Richtungen kommend - auch dort einfindet. Jetzt muß es einen Neuanfang geben.
Aber wie? Das alte Elektroingenieur-Büro, das Paul Behrmann Mitte der 20er Jahre in Hamburg gegründet hat,
gibt es nicht mehr. Dafür aber eine Idee.
In Osterhofen gibt es viele sudetendeutsche Flüchtlinge, die gute Handarbeiten erstellen. Sie suchen Arbeit, um sich die notwendigsten Dinge leisten zu können. Was liegt da näher, als diesen Menschen Arbeit zu geben und den Kindern ihr erstes Nachkriegsspielzeug? Paul Behrmann gründet also eine Spielwarenfabrikation. Als Startkapital erhält er von einer Freundin der Familie 7.000,- RM, die er im Laufe der nächsten Jahre aus den Erlösen der Firma zurückzahlen kann.
Firmenlogo
Die Namensinitialen des Firmengründers sind die Basis für die Kurzform, unter der die Firma
vermarktet wird:
"PEBE-Spielzeug".
Paul Behrmann zeichnet erste Modelle.
Diese werden von seinem Sohn zugeschnitten, gestopft und zusammengenäht. Dabei ergibt es sich, daß die fertigen Tiere
anders aussehen, als die Zeichnungen. Also werden die Schnittmuster verändert, bis die Produkte den Vorstellungen des
Firmengründers entsprechen.
Entwurf eines Hundes
In der Nachkriegszeit ist es schwierig, die Rohmaterialien zu beschaffen. Doch Paul Behrmann
ist ein geschickter Kaufmann, dem es gelingt, Quellen aufzutun. Das Hauptmaterial der Tierproduktion sind gewachste /
gummierte Stoffe, die er von der Firma Klepper kauft. Die Füllung besteht aus weichen Baumwollflocken.
Es gibt keine Fabrik, sondern freie Mitarbeiter, die in Heimarbeit produzieren. So sind die Produktionskosten gering und
die Tiere können preiswert angeboten werden. Je nach Fertigkeiten der Mitarbeiter wird die Arbeit aufgeteilt: Zuschneiden,
Stopfen und Nähen erfolgt an verschiedenen Orten. So entwickelt sich schnell eine moderne Kleinserienfertigung.
Alle Tätigkeiten werden in Handarbeit ausgeführt. Insbesondere das Zusammennähen der Körper erfordert handwerkliches
Geschick, da die "Haut" der Tiere sehr stabil ist.
Details des Elefanten
1947
Die Modellpalette wird erweitert, bleibt aber einfach und übersichtlich - ganz der Zeit entsprechend.
Angeboten werden jetzt u.a. Hasen, Katzen, Hunde, Elefanten und Bälle.
Jedes Tier ist in verschiedenen Farben lieferbar.
Es gibt kurze und lange Hunde,
sowie große und kleine Elefanten.
Auch die Bälle werden in verschiedenen Farben produziert.
Erhältlich sind die handgefertigten Tiere und Bälle u.a. auch in München bei Spielwaren Schmidt (Neuhauserstraße 20).
1948
Die kleine Firma ist erfolgreich. Sie beschäftigt jetzt bis zu vierzig freie Mitarbeiter. An jedem Tier / Ball wird ein Anhänger mit dem Firmenlogo angebracht. Geschäftspapier wird gedruckt, damit das Erscheinungsbild der Korrespondenz mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern der Qualität der Produkte entspricht.
Briefkopf der Firma
Auf der Leipziger Messe wird ein Stand angemietet, auf dem sich die Firma und ihre Produkte präsentiert. Damit steigt der Bekanntheitsgrad. Mittlerweile sind die Waren auch im Ausland erhältlich.
Muster für den Vertrieb
Nach längerem Genehmigungsverfahren kann Paul Behrmann seinen Betrieb am 26. April im Handelsregister eintragen als "Paul Behrmann, Werkstätte für Kunstgewerbe". Sitz ist Osterhofen. Gegenstand des Unternehmens ist die "Herstellung und der Vertrieb von abwaschbaren Spielzeugen, Tee- und Kaffeewärmern und Steppdecken".
Deckblatt des Handelsregisterauszugs
Gegenstand des Handelsregisterauszugs
Um Nachahmung zu verhindern, werden die Muster gesetzlich geschützt:
Auch Auszeichnungen des Berufsverbandes Bildender Künstler München
(BBK) dürfen an den Spielzeugtieren angebracht werden.
Mit dem Tag der Währungsreform gibt es eine neue Lohnliste für die
Produktion - aufgegliedert in Zuschneiden, Stopfen und Nähen.
In Herbst werden Handelsvertreter gesucht.
Ende 1948 beträgt der Wert des Warenbestandes DM 770,-
1949
Nach einer kurzen Erfolgsphase in den ersten Nachkriegsjahren geht
die Nachfrage zurück. Als Folge wird die Produktion Ende 1949 eingestellt.
Was bleibt?
Ein paar Restbestände und
Erinnerungen der Kinder, die um 1940 geboren wurden.